Ein Freund ist vorausgegangen.
Erinnerungen an Bernward Hallermann (1941 – 2022)
Priester in St. Bonifatius Dortmund – Mitte (1966 bis 2022)
Was für ein Vertrauen!
Am 1. Dezember 1966 legt sich ein 25jähriger junger Mann vor dem Altar unserer Bonifatiuskirche mit dem Gesicht zur Erde auf den Boden, die Gemeinde kniet und singt die Allerheiligenlitanei. Ich, Bernward Hallermann, will dieser Gestus sagen, bin bereit, das Sakrament der Weihe zu empfangen und in der Ortskirche von Paderborn als Priester tätig zu sein. Die Gemeinde und der anwesende Bischof, Dr. Paul Nordhues, erwidern diesen Vertrauensbeweis und nehmen die Hingabe des jungen Theologen an. Gleichzeitig bindet sich der Neupriester mit seiner Weihe an die Gemeinschaft der Oratorianer, die damals in St. Bonifatius lebt und wirkt. Auch hier ein großes Vertrauen: Das Oratorium des hl. Philipp Neri nimmt Bernward Hallermann in seine Gemeinschaft auf.
Was für eine Enttäuschung!
Nur wenige Jahre später verlassen einige Priester das Oratorium und geben ihr priesterliches Amt auf. Für Vikar Hallermann ein „Schlag ins Kontor“. War er doch vor allem auch der jüngeren Mitbrüder wegen ins Oratorium eingetreten. Ein väterlicher Freund weist in dieser Situation den Weg: Hallermann, lassen Sie nicht zu, dass die Gegebenheiten Sie beherrschen, behalten Sie vielmehr das Gesetz des Handelns in den eigenen Händen, studieren Sie noch einmal. Die Vorgesetzten erlauben Bernward Hallermann ein Studium der Psychologie, das er mit der Promotion abschließt. In strenger Selbstdisziplin gelingt es ihm über Jahre, seine priesterliche Tätigkeit in St. Bonifatius mit den Anforderungen des Studiums zu verbinden.
Herzensangelegenheiten
Selbst auf die Gefahr hin, Wesentliches zu vergessen, soll im Folgenden davon erzählt werden, was dem Vikar und späteren Pfarrer von St. Bonifatius am Herzen lag. Er liebte die Frühmesse am Sonntagmorgen. Familienmessen und Familienkreise sind ein Kernstück seiner Pastoral gewesen. Die Tradition der Boni-Zeltläger war ihm der Kinder und Jugendlichen wegen äußerst wichtig. Der Traum, das Gemeindehaus in der Woche nachmittags und abends zu öffnen und Frauen und Männer für den Präsenz- und Hausmeisterdienst zu gewinnen, ging fast 40 Jahre in Erfüllung. Dass Menschen sich begegnen, war Bernward Hallermann ein vordringliches Anliegen; die dreitägigen Gemeindefeste wurden in seiner Zeit zu einem der Markenzeichen der Gemeinde.
Partnergemeinden
In jeder Eucharistiefeier betete Pastor Hallermann im Hochgebet für die Partnergemeinden von St. Bonifatius. Geprägt durch das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) war ihm die Ökumene unentbehrlich. Gute Nachbarschaft mit den evangelischen Nachbargemeinden am Ort hat er immer gepflegt. Insbesondere zur Paul-Gerhardt-Gemeinde bestand ein regelmäßiger Kontakt. Die jährliche Bibelwoche mit Paul-Gerhardt, später auch erweitert durch die evangelisch-lutherische Trinitatisgemeinde, war für Bernward Hallermann ein zentraler Punkt im Kirchenjahr. Die Jumelage mit der Gemeinde St. Ludwig in Besançon und die Freundschaft mit Sta. Cristina in São Paulo waren Projekte, die Bernward über Jahrzehnte mit Leidenschaft begleitet und mitgestaltet hat.
Die Freundschaft mit Christus
In der jährlichen Vorbereitung auf die Erstkommunion betonte Bernward stets bei den Kindern, Eltern und Katecheten/innen, dass Jesus unser Freund ist. Auch in seinen (Oster-)Predigten berief er sich gern auf die Begegnung des gekreuzigten und auferstandenen Christus mit Maria aus Magdala (Joh 20,11-18). Besonders der Vers 16 war eine der ihm liebsten Stellen im Neuen Testament. In der Übersetzung von Fridolin Stier:
Sagt Jesus zu ihr: Maria!
Die wendet sich um und sagt hebräisch zu ihm: Rabbuni!
Das heißt: Lehrer!
Unser Pastor und Freund Bernward Hallermann möge in seinem Sterben und durch Tod hindurch erfahren, dass Christus ihn empfängt mit den Worten: Bernward! – Willkommen, Bernward!
Claus-Dieter Klais, Diakon in St. Bonifatius