Von der Würde des Alters und der Vollendung des Lebens (1)

Am Sonntag, dem 24. Juli 2022, gibt es zum 2. Mal in der katholischen Kirche einen besonderen Tag der Großeltern und alten Menschen. In diesem Jahr steht der Welttag unter dem Psalmwort:

„Im Alter werden sie noch Frucht bringen“ (Ps 92,15).

Natürlich weiß die Bibel auch von den Schattenseiten des Alters: „Meine Kräfte schwinden“, heißt es in Psalm 71,9 und in Vers 17 desselben Psalms: „Wenn ich alt und grau bin, …“. Aber im Absinken der biologischen Lebenskurve bleibt der Psalmist bei seinem Vertrauen auf den Gott der Hoffnung, der „meine Zuversicht von Jugend auf“ ist (Ps 71,5). Beim Propheten Jesaja wird diese Zuversicht auf einen mütterlichen Gott sehr deutlich ausgesprochen:

Hört auf mich, Haus Jakob und der ganze Rest Israels,

mir aufgeladen vom Mutterleib, getragen vom Mutterschoß an.

Bis ins Alter bin ich derselbe,

bis zum grauen Haar werde ich schleppen.

Ich habe es getan und ich werde tragen,

ich werde schleppen und retten.

(Jes 46,3f.)

In unübertroffener Weise hat Jochen Klepper (1903 – 1942) dieses Getragensein ins Wort gebracht. Der Text steht als Lied im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 380) und ist ein Angebot, ihn im Alter zu beten.

Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin. Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.

Ihr sollt nicht ergrauen, ohne dass ich’s weiß, müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.

Ist mein Wort gegeben, will ich es auch tun, will euch milde heben: Ihr dürft stille ruhn.

Stets will ich euch tragen, recht nach Retterart. Wer sah mich versagen, wo gebetet ward?

Denkt der vor’gen Zeiten, wie, der Väter Schar voller Huld zu leiten, ich am Werke war.

Denkt der frühern Jahre, wie auf eurem Pfad euch das Wunderbare immer noch genaht.

Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug. Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.


Hintergrund der Einführung dieses Tages durch Papst Franziskus ist der Gedenktag der Eltern von Maria, der Mutter Jesu, jedes Jahr am 26. Juli, der Gedenktag also auch der Großeltern von Jesus. Der Tradition nach heißen diese Heiligen Anna und Joachim. Sie werden im Neuen Testament nicht erwähnt, auch nicht im Stammbaum Jesu bei Matthäus oder Lukas. Aber seit dem Jahr 200 n. Chr. werden ihre Namen genannt und im 9. Jahrhundert beginnt ihre Verehrung.

Claus-Dieter Klais, Diakon