Besançon-Kreis

Jumelage

Der Besançon-Kreis

Hauptaktivitäten sind die monatlichen Treffen am Dienstagabend, die Pfingsttreffen in Besançon und Dortmund, das thematische Wochenende im Herbst in Straßburg und unsere Beteiligung am Gemeindefest mit einem Besançon-Stand.

Unsere französische Partnergemeinde

St. Louis, Besançon

Die Gemeinde St. Louis (= Sankt Ludwig) liegt im Stadtteil Montrapon der Stadt Besançon in Ostfrankreich am Rand des Juragebirges, unweit der Schweizer Grenze. St. Louis bildet mit der Gemeinde St. Claude die „Unité pastorale Jean Baptiste“. Jede Woche schicken wir unseren Gemeindebrief nach Besançon, und jeden Monat erhalten wir den dortigen Gemeindebrief und die Diözesanzeitung, dazu kommen Briefwechsel und Telefonate, so dass wir auch in den Zeiten zwischen den persönlichen Begegnungen immer über die Aktivitäten des jeweils anderen Teils der Gruppe informiert sind.

Die Stadt und die Region

Die Stadt Besançon ist Bischofssitz, Oberzentrum der Region, Hauptstadt des Départements Doubs (dafür steht die „25“ am Ende der alten französischen KFZ-Kennzeichen) und Hauptstadt der Region Franche-Comté. Die historische Innenstadt von Besançon liegt idyllisch inmitten einer Schleife (frz. „boucle“), die der Fluss Doubs hier macht. Hoch über Besançon steht eine mächtige Zitadelle. Eine besondere Spezialität der Region ist der Käse, den wir alljährlich direkt aus Besançon bekommen, um ihn am Stück oder als „Croque monsieur“ auf dem Gemeindefest zu verkaufen. Der Käse trägt den Namen „Comté“ nach der Region Franche-Comté.

Warum ein Austausch mit Frankreich?

Die Anfänge

Die Ursprünge unserer Jumelage (Partnerschaft) gehen auf den Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Im Zweiten Weltkrieg hatten Franzosen und Deutsche sich als „Erbfeinde“ gegenüber gestanden. Obwohl die deutschen Besatzer wie Barbaren mit der Bevölkerung des besetzten Frankreichs umgegangen waren und beide Länder in tiefem gegenseitigen Hass unzählige Tote zu beklagen hatten, gab es doch auf beiden Seiten nach dem Krieg auch die Bereitschaft zur Versöhnung. Etwa gleichzeitig mit der politischen Aussöhnung kam es zur Gründung der Jumelage zwischen unseren beiden Gemeinden. Von der Begeisterung, den Hass zu überwinden und Freunde zu werden, wurde die Jumelage lange Jahre getragen und so zu einem Mosaikstein der deutsch-französischen Aussöhnung.

Und heute?

Dank der erfolgreichen Aussöhnung, zu der auch unsere Jumelage beigetragen hat, ist das ehemalige Feindbild verschwunden und durch positive Assoziationen ersetzt worden. Aus unserer heutigen Sicht ist Frankreich unser wichtigster EU-Partner, ein schönes Urlaubsland. Wir verbinden mit Frankreich die Vorstellung von gutem Essen und guten Weine, und für viele ist Französisch die schönste Sprache der Welt.

Ist die Jumelage also überflüssig geworden? Wir finden: Nein! Gerade wegen unserer positiven Verbundenheit mit Frankreich, gerade wegen des europäischen Friedens-Gedankens, gerade wegen des entstandenen Vertrauens und weil wir einfach gemerkt haben, wie wohltuend die Kontakte nach Besançon sind, führen wir die Jumelage weiter.

Wir wissen aber auch, dass in unserer Zeit die Freundschaft immer wieder aktualisiert werden muss, ohne dabei die Wurzeln der Partnerschaft zu vergessen. Darin besteht die inhaltliche Herausforderung für unsere Jumelage in der heute und in Zukunft.

Erinnerungen

In die französische Familie aufgenommen

Beim ersten Besuch einer Jugendgruppe aus St. Ludwig, Besançon, war 1964 eine junge Französin bei mir zu Gast; im folgenden Jahr machte ich einen Gegenbesuch. Am Abend war die Großfamilie – Eltern, erwachsene Kinder (eine Tochter mit Mann und fünf Kindern), die Großmutter, eine Kusine – dazu Pfarrer Lonchampt mit seiner Schwester im Haus der Großmutter zum Mahl versammelt. Ich saß neben dem Familienvater. Beim Gespräch während des Essens merkte ich, dass er etwas, und im Verlauf des Abends immer mehr, deutsch sprechen konnte. Ich sprach ihn darauf an. Nach einem Augenblick betroffenen Schweigens erzählte er mir folgendes:

Während des Zweiten Weltkrieges sind zwei Menschen aus der Verwandtschaft durch die deutschen Besatzer zu Tode gekommen, ein junger Priester, der in Besançon inhaftiert und getötet wurde und eine Frau, die wegen ihrer Zugehörigkeit zum Widerstand in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert wurde und dort umkam. Er hatte sich damals geschworen, nie wieder ein deutsches Wort und nie wieder mit einem Deutschen zu sprechen. Als seine Tochter 1964 nach Dortmund fuhr, war er damit nicht einverstanden, und als ich meinen Besuch ankündigte, auch damit nicht. Aber dass seine Tochter ihm entgegnete, die Christen seien vor allen anderen aufgerufen zu Versöhnung und Frieden, das hatte ihn nicht mehr losgelassen.

Als er das erzählt hatte, wusste ich nichts darauf zu sagen und schwieg beklommen. Am Tisch war es still geworden. Da stand er auf, zog mich zu sich hoch, umarmte mich und sagte vor der großen Tischrunde: „Und von heute an habe ich eine deutsche Tochter.“

Kein anderes der oft beeindruckenden und bewegenden Erlebnisse unserer Jumelage hat mich so tief berührt.
Magdalene Neusen

Ein bestimmter Pfingstsonntag…

Ein ehemaliger deutscher Soldat hat das Bedürfnis verspürt, sich vor der ganzen Gemeinde zu demütigen, um für alle Verbrechen, die durch seine Landsleute während des letzten Krieges begangen worden sind, um Verzeihung zu bitten.

Als ehemaliger Kriegsgefangener und Deportierter bin ich zu ihm gegangen, um ihm dieses Verzeihen zu gewähren, um das er gebeten hatte und ihm zu versichern, dass viele Kriegsgefangene und Deportierte ihr Leben der Großzügigkeit deutscher Zivilisten (Frauen, Jugendlichen, Menschen, die keine Nazis waren) verdankten, die ihnen Brot und einige Kartoffeln geschenkt haben. Diese unerwarteten Nahrungsmittel haben es ihnen ermöglicht, bis zur Befreiung zu überleben. Die Deutschen wussten sehr wohl, dass sie, indem sie so handelten, auch die Deportation oder den Tod riskierten.

Ich habe hinzugefügt, mit meiner ganzen überzeugung, dass wir sehen müssten, dass so etwas nie mehr vorkommen darf.
Bernard Bardey

Was machen wir im Besançon-Kreis?

Unsere Hauptaktivitäten sind die monatlichen Treffen am jeweils vierten Dienstagabend im Monat, die Pfingsttreffen in Besançon und Dortmund, das Straßburg-Wochenende im Herbst und der Besançon-Stand auf dem Gemeindefest.

Die monatlichen Treffen

Bei unseren Dienstagstreffen tauschen wir die neuesten Informationen aus Besançon aus und beschäftigen uns mit Themen, die einen Bezug zu Frankreich haben: Vorträge zu aktuellen Fragen (z.B. zu den Präsidentschaftswahlen, zu französischen Persönlichkeiten, zu religiösen Fragen etc.). Auch besondere Aktionen wie Weinproben, Bücherabende und das gemeinsame Anschauen französischer Filme gehören zu unserem Programm.

Pfingsttreffen

In jedem Jahr zu Pfingsten findet unser großes deutsch-französisches Treffen statt. In den geraden Jahren (wie 2010) fahren wir nach Besançon und wohnen dort in Gastfamilien, in den ungeraden Jahren kommen die französischen Freunde nach Dortmund. Die Treffen beginnen am Samstagmittag mit dem Willkommen in den Familien, den Abend gestaltet die gastgebende Gemeinde mit Programm und gemeinsamem Büffet. Am Pfingstsonntag unternehmen wir nach dem Gemeindegottesdienst und einem Festmenü Besichtigungen in der Region der jeweiligen Stadt. Der Pfingstmontag ist geprägt von persönlichen Begegnungen und dem Gottesdienst, der von den Gästen gestaltet wird.

Thematische Treffen in Straßburg

In jedem Herbst treffen sich Mitglieder unserer beiden Gemeinden in Straßburg zu einer zweitägigen thematischen Begegnung. Diese wird abwechselnd vorbereitet, im Jahr 2010 liegt die Verantwortung bei der deutschen Gruppe. Zu den Treffen werden renommierte Theologen und Soziologen als Referenten gebeten. Die Diskussionen, bei denen alle Beiträge in die jeweils andere Sprache übersetzt werden, bieten die Gelegenheit, sich in einer binationalen Gruppe auszutauschen und fördern das gegenseitige Verständnis für die jeweils anderen Haltungen.

Stand auf dem Gemeindefest

Ein fester Bestandteil unseres Gemeindefestes ist der Besançon-Stand. Hier verkaufen wir eine Spezialität aus Besançon, den Comté-Käse, von dem die französischen Freunde uns jedes Jahr zwei riesige Käseräder direkt aus der Käserei von Fontain besorgen. Dazu bieten wir Wein an und den beliebten „Croque Monsieur“, einen Käse-Schinken-Toast, der zu den klassischen französischen Bistro-Gerichten gehört. Häufig haben wir die Freude, zu diesem Anlass französische Gäste begrüßen zu dürfen.

Impressionen

Besançon-Stand auf dem Gemeindefest: Hier verkaufen wir eine Spezialität aus Besançon, den Käse "Comté". Dazu bieten wir Wein an sowie den beliebten "Croque Monsieur", einen französischen Käse-Schinken-Toast, an.

Besançon-Stand auf dem Gemeindefest: Hier verkaufen wir eine Spezialität aus Besançon, den Käse „Comté“. Dazu bieten wir Wein an sowie den beliebten „Croque Monsieur“, einen französischen Käse-Schinken-Toast, an.

Pfingstsamstag 2005: Angeregte Gespräche nach der Vorstellung des neuen Kreuzweges

Pfingstsamstag 2005: Angeregte Gespräche nach der Vorstellung des neuen Kreuzweges

Deutsch-französischer Gottesdienst

Pfingstsonntag 2005: Deutsch-französischer Gottesdienst mit Père Michel Durand

 

Straßburg, Oktober 2006: Eine Gruppe diskutiert noch in kleiner Runde weiter

Straßburg, Oktober 2006: Eine Gruppe diskutiert noch in kleiner Runde weiter

Gruppenbild im Gemeindehaus

Pfingsten 2007: Deutsch-französisches Gruppenbild im Gemeindehaus

Pfingsten 2008 in Besançon

Pfingsten 2008 in Besançon: Gekleidet in die Tracht der Region bietet Sylvie den traditionellen Kochkäse „Cancoillotte“ an.

Gruppenbild vor der Kirche

Pfingsten 2009: Deutsch-französisches Gruppenbild vor der Kirche

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Wir freuen uns über jede und jeden, die mitmachen möchten, denn der Geist der Versöhnung, der nach dem Krieg gewirkt hat und inzwischen zu einem Geist der Freundschaft geworden ist, wirkt auch heute, wenn wir ihn immer wieder neu beleben.

Kommen Sie doch einfach zu uns. Ideal für einen Einstieg sind die Dienstagstreffen oder die Teilnahme an einem Programmpunkt des Pfingsttreffens mit unseren französischen Gästen.

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.